Schadenfreude versus Mitleid?Affective Disposition Theory revisited

Döveling, Katrin und Suter, Lilian: Beitrag für die Jahrestagung der Fachgruppe Rezeptions‐ und Wirkungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Publizistik‐ und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) «Besser jetzt als gleich? Rezeption und Wirkung in Nutzungssituationen» 24. – 26. Januar 2024 in Fribourg

„Ich bin ein Star – holt mich hier raus” oder „Upps – die Pannenshow”: In der Fernsehunterhaltung finden sich immer wieder Formate, in denen Schadenfreude, das Vergnügen am Unglück anderer („the pleasure at the misfortunes of others”, van Dijk & Ouwerkerk, 2014a, S. 6) eine zentrale Rolle spielt. Schadenfreude, als eigenständige Emotion, wurde von Ekman als eine von sechzehn erfreulichen Emotionen angesehen (Ekman, 2003), und wird in der Forschungsliteratur als „angenehm zu erleben“ (Graham et al., 2019, S. 207) beschrieben und daher als potenziell unterhaltsam betrachtet. Gleichzeitig gilt Schadenfreude als sozial unerwünschte Emotion. Als moralisch angebrachter gilt die gegenteilige Reaktion beim Betrachten des Leidens eines anderen, Mitleid (engl. compassion, vgl. Goetz et al., 2010). Mitleid (latein ‘compassio’, altgriechisch ‘pathein‘ „fühlen“ und „leiden“) wird als eine Emotion des Mitfühlens und Bedauerns des Unglücks anderer betrachtet (Goetz et al., 2010). Die Fragen, die sich für die Rezeptionsanalyse oben genannter Formate darstellen, sind daher:

  1. Welche Faktoren begünstigen in der Rezeption Mitleid? Und:
  2. Welche Einflussfaktoren lassen sich hinsichtlich der Schadenfreude herausarbeiten?

Unserer Analyse zugrunde liegt die Affective Disposition Theory (ADT, Raney, 2004; Zillmann & Cantor, 1976), die mit empathy und counter-empathy Hinweise zu beiden Emotionen aufzeigt. Wir erweitern und konkretisieren diese um Mitleid und Schadenfreude.